Angesichts von Reformen zur Regelung der Klärschlammverwertung rückt die Optimierung des Faulungsprozesses wieder in den Mittelpunkt.
Zentral ist hier nicht nur die Faulgas-Ausbeute, sondern vor allem die Kosten der folgenden Schlammentwässerung und -entsorgung. Außerdem sollte der Faulungsprozess stabil ablaufen und Faulturmschäumen vermieden werden. Das volle Potenzial eines Faulturmes kann mit Hilfe der Gegenstrom-Desintegration (GSD) ausgeschöpft werden.
Reformen in Deutschland
Am 3. Oktober 2017 trat in Deutschland die „Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung“ in Kraft. Sie enthält Pflichten zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und Klärschlamm-Verbrennungsaschen. Bis 1. Januar 2029 dürfen die Klärschlämme aus Kläranlagen mit über 100.000 Einwohnerwerten (EW) weiterhin bodenbezogen unter Einhaltung der Kriterien des Abfall- und Düngerechts verwertet werden – danach nicht mehr. Für Anlagen zwischen 50.000 und 100.000 EW ist der 1. Januar 2032 der Stichtag. Klärschlämme aus kleineren Anlagen dürfen auch künftig bodenbezogen verwertet werden. Die angedachte thermische Verwertung mit Phosphorrückgewinnung wird sich deutlich auf die Kosten der Schlammentsorgung auswirken. Umso wichtiger wird es, dass der organische Anteil des Schlammes optimal verwertet wird.
Startschuss für die GSD
Die Entwicklung der Ultraschallbehandlung des Schlammes erfolgte im Jahr 2001. Im August 2002 wurde ein Prototyp eines VTA Gegenstrom-Desintegrators auf der Kläranlage in Attnang-Puchheim für den Versuchseinsatz in Betrieb genommen. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte in Bezug auf Nachhaltigkeit und sinnvollen Umweltschutz. Heute sind GSD Anlagen von der VTA Gruppe weltweit in Betrieb.
Dauerbrenner
Seit 2003 ist eine GSD-Anlage in Miltenberg am Main in Unterfranken in Betrieb. Dort konnte sie die erste öffentliche Ausschreibung für eine Desintegrationsanlage in Deutschland für sich entscheiden. Der Abwasserzweckverband Main-Mud betreibt die Kläranlage und blickt auf 16 Jahre zurück, in denen die Faulung dank der VTA GSD optimal betrieben und Kosteneinsparungen erzielt werden konnten.
Turnhout Belgien
Das von Aquafin betriebene Klärwerk Turnhout verfügt über zwei Faultürme, einer davon für Überschussschlamm. Im zweiten Faulturm hatten sich Fadenbakterien (Microthrix und Nostocoida) breitgemacht und sorgten für heftiges Schäumen und dadurch für schlechte Entwässerbarkeit sowie geringe Faulgasbildung. Um dem beizukommen, wurde im April 2009 nach sechsmonatigem Pilotbetrieb eine GSD von VTA installiert. Bald war das Faulturmschäumen verschwunden. Der Faulturm ließ sich danach problemlos betreiben. Gasmenge und Methangehalt waren deutlich gestiegen. Durch eine jährliche Kostenersparnis von ca. 137.000 Euro hat sich die GSD-Anlage in kürzester Zeit amortisiert.
Großanlagen in Südkorea
Daegu ist die viertgrößte Stadt Südkoreas und gilt als Modezentrum des Landes. Die vier Kläranlagen der Stadt reinigen täglich Abwasser von rund fünf Millionen Einwohnerwerten. Sie wurden allesamt von VTA mit einer Ultraschall-Desintegration ausgerüstet. Insgesamt wurden 18 Reaktoren mit mehr als 200 Ultraschallschwingern nach Daegu geliefert. Damit handelt es sich um die größte Ultraschall- Desintegrationsanlage weltweit.
Weitere Erfolge
In der Gemeinde Roth (D) wurde die Gasausbeute durch die GSD fast um ein Drittel gesteigert, die Schlammmenge um bis zu elf Prozent reduziert. In Domzale, Slowenien, wurde ein sicherer Faulturmbetrieb mit Co-Fermentation durch die Installation einer GSD realisiert. In Ajaccio auf der Insel Korsika war die Errichtung einer zusätzlichen Faulung nicht mehr notwendig, nachdem die Schlammvorbehandlung mittels Ultraschall eingeführt worden war. In diesem Klärwerk werden auch die Abwässer des Flughafens Napoléon Bonaparte gereinigt.
Ausblick
Im Hinblick auf erhöhte Schlammentsorgungskosten zeigen diese Bespiele das Potenzial der GSD für Anwendungen in der Zukunft. Gesteigerten Kosten in der Schlammentsorgung kann gezielt durch die Reduktion des organischen Anteils in optimierten Faulungsprozessen entgegengewirkt werden. Zusätzlich steigert die höhere Faulgasmenge die Energieeffizienz der Anlagen und trägt so zum Klimaschutz bei.
Praxisbericht aus dem Wissensmagazin der VTA Gruppe „Der Laubfrosch“, Ausgabe 81
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